20 May
20May

Weisser Ring berichtet über die Zustände im Münsterland, ein Missbrauchs-Netz, welches über Jahre gewachsen ist...und gezielt von den Behörden strafvereitelt wird.....

ZITAT:

...der Kaplan missbrauchte ihn wieder, „heftiger als je zuvor“, sagt Martin Schmitz viele Jahre später....


MISSBRAUCH IM BISTUM MÜNSTER

Das Schweigen der Gemeinden

Drei Männer, die in jungen Jahren Missbrauch in Kirchen des Bistums Münster erlebten, erzählen ihre Geschichten. Es geht ums Schweigen, Reden, Kämpfen – und um den Umgang mit den Tätern von damals.Foto: Hauke-Christian DittrichgAm Abend lag er im Bett und betete: „Lieber Gott, bitte sei doch auch mal lieb zu mir.“ Aber Gott hörte ihn nicht, vielleicht gab es ihn auch gar nicht. Am nächsten Tag ging es jedenfalls weiter, der Kaplan missbrauchte ihn wieder, „heftiger als je zuvor“, sagt Martin Schmitz viele Jahre später.

Er war zehn, höchstens elf Jahre jung damals. Heute ist er 58 Jahre alt.Manchmal holte ihn der Pfarrer morgens aus dem Bett, Bernd wohnte ja gleich bei der Kirche. Er wartete im Kinderzimmer, bis der Junge angezogen war, dann nahm er ihn mit ins Pfarrhaus. Dort schloss er alle Fensterläden, verriegelte die beiden Türen zum Pfarrbüro, legte die Hörer seiner zwei Telefone neben die Gabel. „Weißt du, wie man sich unkeusch an­­fasst?“, fragte der Pfarrer das Kind.

„Mann“, sagt Bernd Theilmann viele Jahre später. Er trinkt einen Schluck Wasser, er schüttelt den Kopf. „Was man da erlebt hat, wenn man zu ihm kommen sollte… Ich war doch erst zehn!“ Jetzt ist er 68.Er saß auf der Orgelbank und übte, als der Pfarrer ihn von hinten umschlang, ach was: als der Pfarrer ihn von hinten anfiel. Hände. Speichel. Geräusche, Marcus Fischer* hatte so etwas noch nie gehört. Er war ein Junge von vielleicht 15 Jahren, er erstarrte vor Schreck und Ekel. „Jedes widerliche Detail von damals hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt“, sagt er viele Jahre später. 54 Jahre alt ist Fischer heute.


Anwälte, Juristen - selbst der Wirtschaftsförderer Dr.Robbers Münster - gaben Kinderpornofilme in Belgien in Auftrag: https://629338b38b0d3.site123.me/blog/anw%C3%A4lte-juristen-selbst-der-wirtschaftsf%C3%B6rderer-drrobbers-m%C3%BCnster-gaben-kinderpornofilme-in-belgien-in-auftrag 


I. SchweigenMartin Schmitz war Messdiener in Rhede, Westfalen, dort fiel er dem pädokriminellen Kaplan Heinz Pottbäcker zum Opfer. Der Geistliche missbrauchte in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren Dutzende Kinder, allein in Rhede dürften es 20 bis 30 Betroffene sein. Aber Pottbäcker beging seine Verbrechen nicht nur in Rhede; er missbrauchte Kinder in Waltrop, in Bockum-Hövel, in Recklinghausen. Möglicherweise missbrauchte er Kinder auch in anderen Orten, er war eingesetzt in Dinslaken, Bösensell, Marl, Münster, Rheinberg und zuletzt als Krankenhausseelsorger in Neuenkirchen, Niedersachsen.Dass Pottbäcker sich so viele Jahre lang an so vielen Kindern vergehen konnte, hat damit zu tun, dass ihn die Personalverantwortlichen im Bistum Münster immer wieder versetzten. Sie versetzten ihn, nachdem er 1968 zu neun Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden war, wegen „Unzucht mit einem abhängigen Kind“ in Waltrop. Sie versetzten ihn, als 1973 der Missbrauch eines Brüderpaares gemeldet wurde. Sie versetzten ihn, nachdem er 1983 eine Geldstrafe in Höhe von 12.500 Mark zahlen musste; er hatte in Recklinghausen drei kleine Jungen missbraucht. Die Kirche versetzte ihn auch im Anschluss immer wieder, weil er sich nicht an die bischöfliche Auflage hielt, sich von Kindern fernzuhalten.

„Ich konnte darüber nicht reden“

Der Messdiener Martin Schmitz wusste von all dem natürlich nichts.Herr Schmitz, gab es damals, als Sie ein Kind waren, irgendjemanden, mit dem Sie über den Missbrauch hätten sprechen können? Einen anderen Messdiener vielleicht, der ebenfalls betroffen war?„Ich weiß, dass ein Junge mir mal etwas gesagt hat. Dass ihm, wie er sagte, der Kaplan ‚in die Hose gefasst‘ habe. Bei mir hat das nur Panik ausgelöst. Ich bin weggerannt, ich konnte darüber nicht reden.“Der andere Junge fand demnach auch niemanden, mit dem er reden konnte.„Ja. Mit meinen Eltern habe ich nicht darüber geredet, das wäre gar nicht gegangen. Als der Kaplan dann versetzt wurde, als es aufhörte mit dem Missbrauch, als der Missbrauch nur noch in meinem Kopf weiterging, habe ich versucht, alles mit mir auszumachen.“Wie alt waren Sie, als der Kaplan versetzt wurde?„Zwölf.“Schmitz versuchte, alle Erinnerungen an den Kaplan zu verdrängen. Das funktionierte einigermaßen, auch wenn es „einige Eskapaden“ gab, wie er heute sagt, „als Jugendlicher habe ich zum Beispiel eine Weile fürchterlich gesoffen“. Er ging dann nach Kassel, um Architektur zu studieren und ein normales Leben zu beginnen. Bis zur nächsten buchstäblichen Eskapade.Sie haben Ihr Studium abgebrochen.„Im Studium tauchte jemand auf, der mich so massiv an diesen Kaplan erinnert hat, dass ich Panik bekommen habe. Das weiß ich heute, damals habe ich das nicht begriffen. Ich habe von jetzt auf gleich mein Studium abgebrochen und bin für drei oder vier Jahre mit dem Fahrrad durch die Welt gefahren. Von Kanada nach Feuerland, solche Sachen habe ich gemacht. Als ich von meinen Reisen zurück war, da hatte ich das so weit verdrängt.“Wann haben Sie zum ersten Mal über den Missbrauch gesprochen?„Kurz bevor wir geheiratet haben, habe ich meiner Frau davon erzählt. Aber auch nur in einem Nebensatz. Ich hatte zu der Zeit auch wirklich keine konkrete Erinnerung daran. Erst als unsere Kinder geboren wurden, kamen die Erinnerungen zurück. Zuerst stückchenweise, nachts in irgendwelchen Albträumen, dann auch tagsüber. Ich bekam Flashbacks. Ich bekam Krampfanfälle. Ich bekam Depressionen, die fast meinen wirtschaftlichen Ruin bedeutet hätten. 2012 bin ich komplett zusammengebrochen. Ich hatte massive Selbstmordgedanken.“Es gibt Dutzende Opfer des Täters Pottbäcker. Es gibt Tausende Täter wie den Kaplan Pottbäcker: Im Zuge ihrer Studie für die Deutsche Bischofskonferenz identifizierten die Forscher der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Gießen 1.670 beschuldigte Geistliche und 3.677 minderjährige Missbrauchsopfer. Es gibt ein Dunkelfeld, das sehr viel größer ist als das von den Forschern untersuchte Hellfeld mit den in den Kirchenarchiven dokumentierten Missbrauchsfällen: Eine Studie des Ulmer Kinderpsychiaters Jörg Fegert geht von 114.000 Missbrauchsopfern aus 

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